„Dürfen Mädchen Astronauten werden?“ Eine obsolete Frage, die herüberspielt aus vergangener Zeit, gestellt vielleicht in einem jener Ratgeberhefte, die wir aus den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts kennen wie – in anderem Zusammenhang – Schwamm drüber. Eine Schönheitsfibel für junge Mädchen, erschienen 1955 in Gütersloh. Dieses Büchlein bewahrt die BÜCHERHERBERGE S. H. assortiert unter „Mädchen“ nicht weit die Rubrik „Hobby mit Walter Sperlings Langeweile klein geschrieben. […]
Nehmen Sie Platz, nicht ohne Buch! Entnommen einem der im Wechsel geöffneten, sonst durch Plexiglas geschützten Abteilungen des frei stehenden Bücherturms, der auf diese Weise einlädt, im Archiv Susanne Hofmanns zu schmökern, zu recherchieren und wieder zu entdecken, etwa lang schon erledigt geglaubte Einrichtungsfragen, garniert mit Abbildungen von bestechend malerischer und konzeptueller Qualität. Schon das Inventar, die Buchrücken und die prominent präsentierten Cover zu erfassen, stößt die Vorstellung an, fördert Verschüttetes zu Tage und gibt der individuell motivierten Erinnerungsarbeit der Künstlerin eine allgemein greifende Dimension.
Wo sonst als in einer zugänglichen Bibliothek sollte die BÜCHERHERBERGE S. H. Brücken schlagend eingerichtet sein? Als Haus im Haus, als private Bibliothek in einer öffentlichen, in einem kollektiven Erinnerungsspeicher mit kaum fassbaren Mengen an Information, Sammlungen, akkumuliertem Wissen: geordnet, strukturiert, zugänglich gehalten – wunderbar und zugleich ein Gebilde, das seine Erfüllung nie finden kann. […]“
Andreas Baur, Selbst Leseratten werden einmal groß, in: Susanne Hofmann. lessons, Ausstellungskatalog, Saarländisches Künstlerhaus Saarbrücken/Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, 2002